Waldzustandsbericht 2023 Deutschland
Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2023
Der Zustand der Waldbäume in Deutschland bleibt besorgniserregend
Kaum Erholung gegenüber dem Vorjahr
Wie geht es dem deutschen Wald?
Das Jahr 2023 war das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 durch den Deutschen Wetterdienst. Zugleich gab es viele Niederschläge. Die trockenen, heißen Sommer der vergangenen Jahre wirken jedoch nach. Bei vielen Bäumen sind Teile der Kronen abgestorben. Außerdem sind die geschwächten Bäume anfällig für den Befall von Schädlingen wie Borkenkäfer, Pilze und Misteln. Die langfristig wirkenden Ursachen wie Klimawandel, hohe Stickstoffeinträge sowie eine Vielzahl umbaubedürftiger Reinbestände beeinflussen den Zustand weiterhin negativ. Das zeigt der aktuelle Waldzustandsbericht.
Alte Bäume weisen deutliche Kronenverlichtung auf
Der Kronenzustand der Waldbäume hat sich im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr kaum verändert. Einzig bei der Kiefer konnten leichte Verbesserungen festgestellt werden. Hier hat sich der Flächenanteil ohne Kronenverlichtung deutlich erhöht, aber nicht das Niveau der Jahre vor 2019 erreicht. Insgesamt ist jedoch festzustellen, dass nach wie vor eine anhaltend hohe Kronenverlichtung bei allen Baumarten zu verzeichnen ist. Der Flächenanteil mit deutlicher Kronenverlichtung und die mittlere Kronenverlichtung sind weiterhin auf gleich hohem Niveau. Die mittlere Kronen- verlichtung ist im Durchschnitt aller Baumarten mit 25,9 % unverändert. Der Anteil der Waldfläche, die keine Kronenverlichtung aufweist, liegt im Jahr 2023 bei 20 %. Auf die Warnstufe entfielen unverändert 44 %. Der Anteil der deutlichen Kronenverlichtung hat sich seit 2022 von 35 % auf 36 % kaum verändert. Eine ausgeprägte Fruktifikation wurde bei der Buche, Kiefer sowie der Klasse „andere Laubbäume“ ermittelt. Die Absterberate ist im Jahr 2023 leicht bei Kiefer, anderen Nadelbäumen, Buche und anderen Laubbäumen gestiegen. Bei der Eiche ist die Absterberate dagegen leicht gesunken. Bei der Fichte ging sie von vormals 4,4 % auf 1,2 % zurück. Grund dafür ist, dass die durch die seit 2018 starke Trockenheit ausgelöste Massenvermehrung des Buchdruckers ihren Höhepunkt überschritten hat und somit weniger Fichten absterben. Vor allem unsere älteren Bäume über 60 Jahre sind von Kronenverlichtung betroffen. Doch auch die jüngeren Bäume zeigen einen negativen Trend.
Erläuterung der Grafik
Erläuterungen zur Grafik:
„Ohne Verlichtung“ = Schadstufe 0
„Warnstufe“ = Schadstufe 1
„Deutliche Verlichtung“ = Schadstufe 2-4
Definition Schadstufen
Es gibt insgesamt fünf Schadstufen:
Schadstufe 0: Nadel- / Blattverlust bis 10 %; ohne sichtbare Kronenverlichtung
Schadstufe 1: Nadel- bzw. Blattverlust von 11 – 25 %; Warnstufe (schwache Kronenverlichtung)
Schadstufe 2: 26 – 60 %; mittelstarke Kronenverlichtung
Schadstufe 3: 61 % und mehr; starke Kronenverlichtung
Schadstufe 4: 100 %, abgestorben
Fichte
Bei der Fichte ist der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen von 40 auf 43 Prozent gestiegen. Auf die Warnstufe entfielen 40 Prozent und damit vier Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Ohne Verlichtungen waren nur noch 17 Prozent, sieben Prozentpunkte weniger als 2022. Die mittlere Kronenverlichtung ist von 29,6 auf 28,6 Prozent leicht gesunken. Im Vergleich zu den anderen Baumarten weist die Fichte die höchste Ausscheiderate auf.
Kiefer
IIm Vergleich zum Vorjahr hat sich der Zustand bei der Kiefer etwas entspannt. Der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen ist von 28 auf 24 Prozent gesunken. Auf die Warnstufe entfielen 53 Prozent, sechs Prozentpunkte weniger als 2022. Der Anteil ohne Verlichtungen ist von 13 auf 23 Prozent gestiegen. Die mittlere Kronenverlichtung sank 2023 von 23,9 auf 22,3 Prozent. Allerdings haben die Kiefern im vergangenen Jahr ebenfalls mehr Früchte ausgebildet. 83 Prozent aller Bäume trugen Früchte, davon rund 29 Prozent mittelstark und vier Prozent stark.
Buche
Bei der Buche ist der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen um einen Prozentpunkt auf 46 Prozent gestiegen. Auf die Warnstufe entfielen 39 Prozent (2022: 34 Prozent). Bei der aktuellen Inventur gab es nur noch 15 Prozent ohne Verlichtungen. 2022 waren es noch 21 Prozent. Auch die mittlere Kronenverlichtung hat sich leicht verschlechtert auf nun 28,5 Prozent. Die Ergebnisse zeigen, dass 61 Prozent der Buchen Früchte gebildet haben. Auch dieser Anteil lag über dem des Vorjahres.
Eiche
Bei der Eiche ist der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen um vier Zähler auf nun 44 Prozent gestiegen. Der Anteil der Warnstufe sank dagegen leicht von 41 auf 39 Prozent. Auch der Anteil ohne Verlichtungen sank leicht von 19 auf 17 Prozent. Die mittlere Kronenverlichtung ist von 26,1 auf 27,6 Prozent geringfügig gestiegen. Die Fruchtbildung der Eiche war im Vergleich zu 2022 deutlich geringer.
Der Bericht wird seit 1984 regelmäßig von Bundesregierung veröffentlicht. Die Bewertung des Kronenzustandes ist dabei ein wichtiger Indikator. Geschulte Inventurteams der Bundesländer sehen sich die Baumkronen jedes Jahr im Juli und August genau an. Mit Hilfe von Stichproben in 16×16 Kilometer großen Arealen schätzen sie die Kronenverlichtung. Am Thünen-Institut für Waldökosysteme in Eberswalde werden aus den bereitgestellten Rohdaten der Länder die Ergebnisse für die bundesweite Waldzustandserhebung errechnet.
Klimawandel gefährdet europäischen Wald
In den letzten Jahren haben die europäischen Wälder stark unter den extremen Klimabedingungen und deren Folgen gelitten. Weit mehr als die Hälfte der europäischen Wälder ist potenziell durch Windwurf, Waldbrand, Insektenplage oder einer Kombination daraus gefährdet. Das ist das Ergebnis einer Studie eines internationalen Wissenschaftlerteams unter Beteiligung von Dr. Henrik Hartmann vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie.
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