Waldzustandsbericht 2022 Deutschland

Der Wald ist noch immer im Trockenstress

Keine Erholung gegenüber dem Vorjahr

Wie geht es dem deutschen Wald?

Seit den 1980er-Jahren wird diese Frage regelmäßig im Waldzustandsbericht (früher Waldschadensbericht) der Bundesregierung thematisiert. Die letzten Jahre (2018 bis 2022) haben gezeigt, dass der Klimawandel endgültig und für alle sichtbar im deutschen Wald angekommen ist. Die anhaltende Dürre und hohe Temperaturen in der Vegetationszeit hat deutschlandweit zum vorzeitigen Abfallen der Blätter geführt. Bei der Fichte begünstigte sie die weitere Massenvermehrung von Borkenkäfern.

Zustand der Belaubung bzw. Benadelung schlecht

Der belaubte Kronenzustand der Waldbäume gilt als wichtiger Weiser für ihre Vitalität. Der Kronenzustand der Waldbäume hat sich im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr nicht verändert. Nach wie vor ist eine hohe Kronenverlichtung bei allen Arten zu verzeichnen. Die mittlere Kronenverlichtung ist im Durchschnitt aller Baumarten von 26,7 % auf 25,9 % nur geringfügig gesunken. Der Anteil aller Bäume, die keine Kronenverlichtung aufweisen, liegt wie im Jahr 2021 bei 20,8 %

Waldzustand 2022

Insgesamt befinden sich die Schäden weiterhin auf einem sehr hohen Niveau und haben sich je nach Baumart im Vergleich zum Vorjahr gar nicht oder nur sehr geringfügig verändert, es haben sich keine deutlichen Verbesserungen des Waldzustandes eingestellt, aber auch keine deutliche Verschlechterung im Vergleich zu 2021. Im Jahr 2022 gab es einen neuen Höchststand bei der Ausscheiderate aus der Stichprobe (6,7%). Vor allem unsere älteren Bäume über 60 Jahre sind von Schaderscheinungen betroffen, doch auch bei den jüngeren Bäumen zeigt sich ein negativer Trend.

Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2022 finden sich auf der Webseite des Bundeslandwirtschaftsministeriums

Ergebnisse Waldzustandsbericht 2022 Deutschland

Erläuterung der Grafik

Erläuterungen zur Grafik:
„Ohne Verlichtung“ = Schadstufe 0
„Warnstufe“ = Schadstufe 1
„Deutliche Verlichtung“ = Schadstufe 2-4

Definition Schadstufen

Es gibt insgesamt fünf Schadstufen:
Schadstufe 0: Nadel- / Blattverlust bis 10 %; ohne sichtbare Kronenverlichtung
Schadstufe 1: Nadel- bzw. Blattverlust von 11 – 25 %; Warnstufe (schwache Kronenverlichtung)
Schadstufe 2: 26 – 60 %; mittelstarke Kronenverlichtung
Schadstufe 3: 61 % und mehr; starke Kronenverlichtung
Schadstufe 4: 100 %, abgestorben

Fichte


Bei der Fichte ist der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen von 46 % auf 40 % gesunken, dies geht jedoch teilweise auf das Absterben von Bäumen mit schlechtem Zustand zurück. Auf die Warnstufe entfielen 36 % (vgl. 2021: 32 %). Ohne Verlichtungen waren 24 % (vgl. 2021: 22 %). Die mittlere Kronenverlichtung ist mit 29,6 % fast unverändert. Im Vergleich zu den anderen Baumarten weist die Fichte die höchste Mortalitätsrate auf (4,4 %). Im Gegensatz zum Vorjahr zeigt die Fichte eine stärkere Fruchtbildung und befindet sich damit auf höherem Niveau als im Jahr 2021.

Kiefer

Im Vergleich zum Vorjahr ist bei der Kiefer der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen von 25 % auf 28 % gestiegen. Im Vergleich zu 2018 hat sich der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen um 13 Prozentpunkte deutlich erhöht. Auf die Warnstufe entfielen unverändert 59 % (vgl. 2021: 59 %). Ohne Verlichtungen waren nur noch historisch niedrige 13 % (vgl. 2021: 16 %). Die mittlere Kronenverlichtung steigt 2022 um einen Prozentpunkt auf 23,9 %. Die Fruchtbildung der Kiefer ist im Vergleich zu 2021 leicht gestiegen. So fruktifizierten 56 % aller Bäume, davon circa 21 % mittel und 9 % stark.

Buche

Bei der Buche ist der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen mit 45 % auf dem Niveau des Vorjahres. Auf die Warnstufe entfielen 34 % (vgl. 2021: 39 %). Der Anteil ohne Verlichtungen hat sich mit 21 % (vgl. 2021: 16 %) verbessert. Die mittlere Kronenverlichtung hat sich leicht verbessert auf 27,5 %. Die Ergebnisse zeigen, dass 28 % der Buchen fruktifiziert haben. Dies war ein höherer Anteil als im Vorjahr, aber deutlich geringer als in den Mastjahren 2018 und 2020.

Eiche

Bei der Eiche ist der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen von 41 % auf 40 % leicht gesunken. Der Anteil der Warnstufe stieg dagegen auf 41 % (vgl. 2021: 40 %). Ohne Verlichtungen waren unverändert 19 % (vgl. 2021: 19 %). Die mittlere Kronenverlichtung ist von 26,9 % auf 26,1 % geringfügig gesunken. Die Fruchtbildung der Eiche ist im Vergleich zu 2021 stärker.

Die bundesweite Waldzustandserhebung wird seit 1984 jährlich von den Ländern basierend auf einem systematischen Netz von Stichproben vorgenommen. Das Bundesergebnis wird aus den von den Ländern bereitgestellten Rohdaten am Institut für Waldökosysteme des Thünen-Instituts, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei (TI), berechnet.

Klimawandel gefährdet europäischen Wald

In den letzten Jahren haben die europäischen Wälder stark unter den extremen Klimabedingungen und deren Folgen gelitten. Weit mehr als die Hälfte der europäischen Wälder ist potenziell durch Windwurf, Waldbrand, Insektenplage oder einer Kombination daraus gefährdet. Das ist das Ergebnis einer Studie eines internationalen Wissenschaftlerteams unter Beteiligung von Dr. Henrik Hartmann vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie.

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