Waldzustandsbericht 2021 Deutschland

Der Wald ist noch immer im Trockenstress

Leichte Erholung gegenüber dem Vorjahr

Wie geht es dem deutschen Wald?

Seit den 1980er-Jahren wird diese Frage regelmäßig im Waldzustandsbericht (früher Waldschadensbericht) der Bundesregierung thematisiert. Die letzten drei Jahre 2018, 2019 und vor allem 2020 haben gezeigt, dass der Klimawandel endgültig und für alle sichtbar im deutschen Wald angekommen ist. Die anhaltende Dürre in den Vegetationszeiten hat verbreitet zum vorzeitigen Abfallen der Blätter geführt. Bei der Fichte begünstigte sie die weitere Massenvermehrung von Borkenkäfern. Der Kronenzustand hat sich 2020 gegenüber den Vorjahren bei allen Baumarten weiter verschlechtert. Verstärkt wurde ein Absterben von Bäumen beobachtet.

Dass diese Entwicklung nicht plötzlich kam, sondern sich schon seit Jahren abzeichnete, konnten die Auswertungen der Bodenzustandserhebung im Wald zeigen. „Die Perioden mit Trockenstress haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Das zeigen Modellierungen des Bodenwasserhaushalts an den Punkten der Bodenzustandserhebung“, sagt Dr. Nicole Wellbrock vom Thünen-Institut für Waldökosyteme in Eberswalde, die sowohl die Bodenzustandserhebung im Wald als auch die jährliche Waldzustandserhebung koordiniert.

Zustand der Belaubung bzw. Benadelung extrem schlecht

Die Kronenverlichtung ist ein Maß für die Vitalität der Bäume. Sie beschreibt, wie dicht, groß und verfärbt die Blätter und Nadeln in der Baumkrone sind. Für die Bewertung des Waldzustandes ist die Belaubung bzw. Benadelung der Bäume ein wichtiger Indikator. Die Einschätzung der Kronenverlichtung erfolgt im Vergleich zu einem voll benadelten beziehungsweise voll belaubten gesunden Baum der jeweiligen Art in fünf-Prozent-Stufen. Diese werden zu Schadstufen von null bis vier zusammengefasst. Jedes Jahr im Juli/August begutachten Inventurteams der Bundesländer auf einem 16 x 16 km Stichprobennetz rund 10.000 Bäume. Anhand von Musterabbildungen schätzen sie dabei die sogenannte Kronenverlichtung, also das Maß der Abweichung von einem voll belaubten bzw. benadelten gesunden Baum, in 5-Prozent-Stufen ab. Die Daten werden am Thünen-Institut ausgewertet und ergeben ein bundesweit repräsentatives Bild für die wichtigsten Baumarten. 

Waldzustand 2021

Der Kronenzustand der lebenden Bäume hat sich 2021 im Durchschnitt gegenüber dem Vorjahr leicht verbessert. Der Anteil der seit dem Vorjahr abgestorbenen Probebäume hat sich auf hohem Niveau stabilisiert. Eine Entwarnung ist aber nicht absehbar. Die anhaltende Dürre in den Vegetationszeiten 2018 – 2020 führte verbreitet zum vorzeitigen Blattabfall. Bei der Fichte begünstigte sie die weitere Massenvermehrung von Borkenkäfern. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Absterberate nochmals gestiegen. Vor allem Bäume mit einem Alter von über 60 Jahren sind betroffen. Die Absterberate ist im Jahr 2021 bei der Fichte, der Kiefer und den anderen Nadel- und Laubbäumen gesunken. Bei den Baumarten Buche und Eiche ist sie dagegen gestiegen.
Es sind nach diesen Borkenkäfer- und Dürreschäden seit 2018 etwa 380.000 ha wiederzubewalden.

Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2021 finden sich auf der Webseite blumwald.thuenen.de

Ergebnisse Waldzustandsbericht 2021 Deutschland

Erläuterung der Grafik

Erläuterungen zur Grafik:
„Ohne Verlichtung“ = Schadstufe 0
„Warnstufe“ = Schadstufe 1
„Deutliche Verlichtung“ = Schadstufe 2-4

Definition Schadstufen

Es gibt insgesamt fünf Schadstufen:
Schadstufe 0: Nadel- / Blattverlust bis 10 %; ohne sichtbare Kronenverlichtung
Schadstufe 1: Nadel- bzw. Blattverlust von 11 – 25 %; Warnstufe (schwache Kronenverlichtung)
Schadstufe 2: 26 – 60 %; mittelstarke Kronenverlichtung
Schadstufe 3: 61 % und mehr; starke Kronenverlichtung
Schadstufe 4: 100 %, abgestorben

Fichte


Bei der Fichte ist der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen von 44 % auf 46 % gestiegen. Auf die Warnstufe entfielen 32 % (vgl. 2020: 35 %). Ohne Verlichtungen waren 22 % (vgl. 2020: 21 %). Die mittlere Kronenverlichtung ist von 29 % auf 30 % leicht gestiegen. Im Vergleich zu den anderen Baumarten weist die Fichte die höchste Mortalitätsrate vor allem aufgrund von Borkenkäferbefall auf. Im Gegensatz zum Vorjahr weist die Fichte eine schwache Fruchtbildung auf.

Kiefer

Im Vergleich zum Vorjahr ist bei der Kiefer der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen von 26 % auf 25 % leicht gesunken. Im Vergleich zu 2018 hat sich der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen jedoch um 10 % deutlich erhöht. Auf die Warnstufe entfielen 59 % (vgl. 2020: 54 %). Ohne Verlichtungen waren 16 % (vgl. 2020: 20 %). Die mittlere Kronenverlichtung bleibt mit 23 % unverändert. Insgesamt bleibt die Schadentwicklung der Kiefer auf gleichem Niveau. Die Fruchtbildung der Kiefer ist im Vergleich zu 2020 leicht gestiegen.

Buche

Bei der Buche ist der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen von 55 % auf 45 % gesunken. Auf die Warnstufe entfielen 39 % (vgl. 2020: 34 %). Wie im Jahr 2019 waren ohne Verlichtungen 16 % (vgl. 2020: 11 %). Die mittlere Kronenverlichtung ist von 31 % auf 28 % wieder leicht gesunken. Die Ergebnisse zeigen, dass die Buche im Vergleich zu den Vorjahren weniger stark fruktifiziert und keine Mast ausgebildet hat.

Eiche

Bei der Eiche ist der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen von 38 % auf 41 % leicht gestiegen. Der Anteil der Warnstufe sank dagegen von 42 % (vgl. 2020) auf ein Niveau von 40 % Ohne Verlichtungen waren 19 % (vgl. 2020: 20 %). Die mittlere Kronenverlichtung ist von 25 % auf 27 % etwas gestiegen. Die Eiche zeigt somit erste Anzeichen der Regeneration, bleibt jedoch weiterhin auf einem hohen Schadniveau. Die Fruchtbildung der Eiche ist im Vergleich zu 2020 deutlich gesunken.

Die bundesweite Waldzustandserhebung wird seit 1984 jährlich von den Ländern basierend auf einem systematischen Netz von Stichproben vorgenommen. Das Bundesergebnis wird aus den von den Ländern bereitgestellten Rohdaten am Institut für Waldökosysteme des Thünen-Instituts, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei (TI), berechnet.

Klimawandel gefährdet europäischen Wald

In den letzten Jahren haben die europäischen Wälder stark unter den extremen Klimabedingungen und deren Folgen gelitten. Weit mehr als die Hälfte der europäischen Wälder ist potenziell durch Windwurf, Waldbrand, Insektenplage oder einer Kombination daraus gefährdet. Das ist das Ergebnis einer Studie eines internationalen Wissenschaftlerteams unter Beteiligung von Dr. Henrik Hartmann vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie.

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