Waldkiefer (Pinus sylvestris L.)

Natürliche Verbreitungsgebiet

Die Waldkiefer ist von Spanien und Nordafrika, über ganz Europa bis zur polaren Waldgrenze, von Westeuropa über Osteuropa sowie weiter ostwärts über Sibirien bis Ostasien und über das nördliche Kleinasien verbreitet. In den Trockenwäldern Südosteuropas wird sie häufig von der Schwarzkiefer abgelöst. Die Kiefer ist bis zu einer Höhe von 2000 m (Zentralalpen) anzutreffen.

Artenmerkmale

  • Höhe: bis 40 m
  • Durchmesser: bis zu 120 cm
  • Alter: bis 500 Jahre

Blätter/Nadeln

Die so genannten Nadeln der Kiefer sitzen zu zweit in kleinen Büscheln an Kurztrieben, sind bis 8 cm lang, graugrün bis bläulichgrün gefärbt, gedreht und kurz zugespitzt. Sie weisen auf der Unter- und Oberseite gleichmäßig verteilte weiße Streifen auf, die sog. Spaltöffnungsstreifen. Die Lebensdauer der Nadeln beträgt zwei bis drei Jahre, im Gebirge bis sechs Jahre.

Blüte

Die Kiefer wird im Bestand mit 30 bis 40 Jahren, im Freistand mit 15 bis 20 Jahren mannbar. Die eingeschlechtigen Blüten blühen im Mai/Juni. Die Kiefer ist einhäusig, d.h. männliche und weibliche Blüten befinden sich an einem Baum. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind. Die befruchteten Zäpfchen werden im ersten Jahr zu kleinen grünen, im Herbst (September bis November) des zweiten Jahres zu verholzten, dunklbraunen bis schwärzlichen, kurz gestielten, 3 bis 8 cm langen Zapfen.

Frucht

Die Zapfenschuppen sind länglich, die Schuppenschildchen rautenförmig und flach mit kleinem hellbraunem Nabel und meist sehr kurzem Höcker. Die Schuppen mit je zwei Samenanlagen klaffen zur Reifezeit oder sind zurückgebogen. Im März/April des dritten Jahres fliegt der Same aus. Die leeren Zapfen fallen später ab. Der Same keimt nach ca. 2 Wochen aus.

Borke

Die Borke ist anfangs glatt, graugelb oder braungelb, mit fortgeschrittenem Alter – besonders im Kronenbereich – leuchtend rotgelb bis fuchsrot und blättert in papierdünnen Fetzen ab (Spiegelrinde). Die Borke der unteren Stammhälfte wird im Alter zu einer in große Platten gegliederten, von tiefen schwärzlichen Furchen durchzogenen, dicken, grau bis rotbraunen Schuppenborke.

Wurzel

Bereits in früher Jugend wird eine Pfahlwurzel angelegt und bleibt als dominierende Wurzel erhalten. Die durchschnittliche Wurzeltiefe beträgt zwei Meter. Mit zunehmendem Lehmgehalt tritt die Pfahlwurzel zurück und auf strengen Tonböden werden mehr Senkerwurzeln ausgebildet. Dieses Wurzelsystem bietet eine gute Widerstandskraft gegenüber Sturm!

Standortansprüche

Die Waldkiefer ist hinsichtlich Nährstoff- und Wasserversorgung eine sehr anspruchslose Baumart. Wie kaum eine andere Baumart wird sie mit extremen Verhältnissen fertig. Sie besiedelt sowohl sehr trockene Standorte als auch nasse Moore. Aufgrund dieser Eigenschaften gilt sie zu Recht als Pionierbaumart. Klimatisch bevorzugt sie sommerwarme und winterkalte Klimalagen.

Waldbauliche Eigenschaften

Die Waldkiefer hat am Gesamtwaldbestand einen Anteil von rund 24 % und ist somit die am zweit häufigsten anzutreffende Baumart in Deutschland, nach der Fichte. Im letzten Jahrhundert wurde die Kiefer wegen ihrer Standorttoleranz auf den nährstoffarmen Sandböden Nord-, Süd- und Ostdeutschlands großflächig angepflanzt. Die Folgen solcher ausgedehnten Reinkulturen zeichneten sich sehr schnell ab: Insektenkalamitäten (z.B. durch den Kiefernspanner), Pilzbefall (z.B. Kiefernblasenrost) und Feuer richteten immer wieder große Schäden an den Beständen an. Aber auch die Böden wurden sehr stark in Mitleidenschaft gezogen. Die schwer zersetzbare und saure Nadelstreu in Kombination mit dem sauren Regen, ließen die ph-Werte der Böden schnell unter 4 sinken.
Die heute noch vorhandenen Reinbestände werden i.d.R. mit Eiche oder Buche unterbaut, d.h. Jungpflanzen von Eiche und Buche werden in die älteren Kiefernbestände gepflanzt, so dass im Laufe der Jahre eine stabile Mischung entsteht. Als ausgesprochene Lichtbaumart wird die Kiefer solche waldbaulichen Maßnahmen aber nur durch gezielte Pflege der Forstwirtschaft überleben, da besonders die Buche eine sehr konkurrenzstarke Schattenbaumart ist.

Holzeigenschaften

Das harzreiche, leichte, weiche Holz hat einen breiten, gelblich bis rötlichweiß gefärbten Splint und einen rotbraunen Kern. Das Holz schwindet mäßig und ist sehr dauerhaft. Es wird für Balken, Pfähle, Fensterbau, Dachlatten, Bauholz und Rammpfähle verwendet. Früher wurde es auch im Bergbau als sog. Grubenholz zur Stützung der Gänge verbaut. Ihr Vorteil gegenüber anderen Holzarten ist, dass sie kurz vor ihrem Zerbrechen Knackgeräusche von sich gibt, die die Bergwerksarbeiter vor dem Einbruch der Stollen warnte.

Diplodia-Triebsterben

Ausgelöst wird das Diplodia-Triebsterben durch den Erreger Sphaeropsis sapinea. Charakteristisch für das Diplodia-Triebsterben sind die verbraunten Nadeln an den Triebspitzen. Die Nadeln verfärben sich zunächst fahlgrün und verbraunen dann zunehmend. Die Nadeln, an deren Basis sich dann die schwarzen Fruchtkörper (Pyknidien) bilden, bleiben hängen und fallen verzögert ab. Bei mehrjährigem wiederholtem Befall werden die betroffenen Zweige und Äste zunehmend kahl, die Benadelung ist nur noch büschelweise vorhanden. Befallene Triebe krümmen sich und zeigen starken Harzfluss, dies gilt bei starkem Befall auch für ganze Kronenteile. Wie auf den Nadeln können sich auch auf der Rinde Fruchtkörper zeigen, das darunterliegende Holz ist dann bereits großflächig verbläut und damit holztechnisch entwertet. Typischerweise werden auch zweijährige Zapfen befallen, sie sind vermutlich ursächlich für den hohen Durchseuchungsgrad mancher Kiefernbestände. Starker Befall führt letztlich zum Absterben des Baums – auch bereits binnen eines Jahres. Gleichzeitig werden Folgeschadorganismen wie Pracht- und Borkenkäfer gefördert und können je nach Aggressivität und Populationsdynamik auch eigenständig umfangreichere Schäden verursachen. Quelle: Waldwissen.net und LWF.

Literatur

Das Kosmos Wald- und Forstlexikon
Erlbeck; Haseder; Stinglwagner- Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart
BLV Bestimmungsbuch
Ulrich Hecker BLV Verlagsgesellschaft